Hallo an alle Leser,
heute möchte ich mit euch einen sehr wichtigen aber genauso erschreckenden Teil der Geschichte Rostocks teilen. Das Sonnenblumenhaus in Lichtenhagen Rostock besitzt eine sehr prägende Geschichte. In diesem Hochhaus gab es zwischen dem 22. und 26. August 1992, also erst vor 30 Jahren, einen der massivsten rassistischsten sowie fremdenfeindlichsten Angriff seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Ausschreitungen waren gegen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) und einem daneben liegenden Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter gerichtet. Dieses Wohnheim ist das heutige Sonnenblumenhaus.
An den Ausschreittungen haben mehrere hundert rechtsextreme Radikale teilgenommen, welche von knapp 3000 applaudierenden Zuschauern angefeuert wurden. Am zweiten Tag eskalierte die Gewalt, als Hunderte bekannte Rechtsextremisten aus ganz Deutschland anreisten, um die Rechtsradikalen zu unterstützen.
Der Höhepunkt dieser Ausschreitungen wurde am 24. August 1992 erreicht. Schon seit dem Vormittag versammelten sich Menschen vor der ZAst. Die Polizei stellte eine hohe und wachsende Aggresivität fest, obwohl der anwesende Rostocker Polizeidirektor Siegfried Kordus die Lage in den Tagesstunden als ruhig bezeichnete. Bis 15 Uhr wurde die ZAst evakuiert doch die Räumung des daneben liegenden Wohnheims unterblieb. Gegen 20 Uhr begann die Gewalt wieder als eine Polizei-Einheit angegriffen wurde. Andere Einheiten kamen zu Hilfe und versuchten die Güstrower Straße bis zur Kreuzung B 103 zu räumen. Die Gewalt eskalierte im gesamten Bereich von der ZAst bis zum S-Bahnhof. Steine sowie Molotowcocktails wurden gegen die Polizei geworfen und es gab sogar einen “Anschlag mit einer Schußwaffe” auf ein Polizeifahrzeug, wobei zum Glück keiner verletzt wurde. Um die Menschen unter Kontrolle zu bringen, waren Wasserwerfer und Schlagstöcken im Einsatz und Einzelverhalftungen erforderlich. Die Polizei trieb jedoch die Radikalen direkt auf das Sonnenblumenhaus zu statt davon weg. Die Polizei entschied sich dazu sich zum eigenen Schutz zurückzuziehen. Gegen 21:25Uhr wurde das Sonnenblumenhaus überhaupt nicht mehr von der Polizei geschützt. Von Applaus und Johlen begleitet, wurden nun Steine und Molotowcocktails in die unteren Etagen des Wohnheims der Vietnamesen geworfen, was zu einem Brand führte. Der Eingangsbereich wurde gestürmt, Türen eingetreten und Fenster eingeworfen. Unter Rufen wie: „Wir kriegen euch alle!“ und „Gleich werdet ihr geröstet!“ sind die Radikalen in das Haus vorgedrungen. Erst um ca 23:00 Uhr gelangte die Feuerwehr in das Wohnheim, da der Zugang zum Gebäude zunächst durch die Menschenmenge blockiert wurde. Erst eine Stunde später gelang es das Feuer in den unteren Etagen zu löschen. Gegen 3 Uhr beruhigte sich die Lage.
Mir persönlich fällt es sehr schwer zu glauben, dass es solche rassistischen Angriffe erst vor so kurzer Zeit in Deutschland gegeben hat. Um die Geschichte aufzuarbeiten und um neue Geschichte zu schreiben, wurde in den letzten Jahren von der vietnamesischen Gemeinde Lichtenhagen ein Buddhistisches Zentrum errichtet. Buddhisten leben dort und bieten Meditationskurse für alle an. Dieses Zentrum befindet sich in unmittelbarere Nähe des Sonnenblumenhauses.
Wie das Bild zeigt, ist das Sonnenblumenhaus von der S-Bahn aus zu sehen, so dass ich mehrmals in der Woche an diese traurige Geschichte erinnert werde. Gleichzeitig denke ich auch an den neuen Tempel und den Frieden, der dort nun eingekehrt ist. Ich halte es für wichtig, über solche Vorkommnisse zu sprechen, um zu verhindern, dass sie sich in der Zukunft wiederholen.
Danke, dass ihr die Zeit genommen habt meinen Bericht zu lesen. Bis zum nächsten Mal!
Jed
Hello to all readers,
Today I would like to share with you a very important but equally frightening part of Rostock’s history. The Sunflower House in Lichtenhagen Rostock has a very influential history. Between 22 and 26 August 1992, just 30 years ago, this high-rise was the site of the most racist and xenophobic attacks in Germany since the end of the Second World War. The riots were directed against the Central Reception Centre for Asylum Seekers (ZAst) and a neighbouring block of flats for former Vietnamese contract workers. This block of flats is today’s sunflower house.
Several hundred right-wing rioters took part in the riots, which were cheered on by almost 3,000 applauding spectators. On the second day, the violence escalated as hundreds of well-known rightwing extremists travelled from all over Germany to support the rightwing radicals .
The peak of these riots was reached on 24 August 1992. People had been gathering in front of the ZAst since the morning. The police noticed a high and growing aggressiveness, although the Rostock police director Siegfried Kordus, who was present, described the situation as calm during the daytime. By 3 p. m. , the ZAst was evacuated, but the evacuation of the adjacent block of flates failed. Around 8 pm , the violence started again as a police unit was attacked. Other units came to aid and tried to clear Güstrower Straße as far as the B 103 junction. The violence escalated throughout the area from the ZAst to the S-Bahn station. Stones as well as Molotov cocktails were thrown at the police and there was even a “firearm attack” on a police vehicle in which luckily no one was injured. To bring people under control, water canons, the use of batons and individual arrests were necessary. The police, however, drove the rioters directly to the Sunflower House instead of away from it. The police decided to withdraw to protect themselves. At 21:25 the sunflower house was no longer protected by the police at all. Accompanied by applause and cheering, rocks and Molotov cocktails were thrown into the lower floors of the Vietnamese residence, which led to a fire . The entrance area was stormed, doors kicked in and windows smashed, with shouts of: “We’ll get you all!” and “You’re about to be roasted!” The fire brigade only managed to get into the flat at around 11 p.m., as access to the building was initially blocked by the crowd. An hour later the fire in the lower floors was successfully extinguished. Around 3 o‘clock the situation calmed down.
Personally, I find it very hard to believe that such racist attacks happened so recently in Germany. In order to come to terms with history and to make new history, a Buddhist centre has been built in recent years by the Vietnamese community of Lichtenhagen. Buddhists live there and offer meditation courses for everyone. This centre is located in the immediate vicinity of the Sunflower House.
As the picture shows, the Sunflower House can be seen from the S-Bahn, so I am reminded of this sad story several times a week. At the same time, I also think of the new temple and the peace that has been achieved there. I think it is important to talk about such events in order to prevent them from happening again in the future.
Thank you for taking the time to read my report. See you next time!
Jed